„Man sollte damit rechnen“

New York nach Waldbrand in Rauch gehüllt: Droht das auch Deutschland?

Der Rauch zahlreicher schwerer Waldbrände in Kanada hat Teile der US-Ostküste eingehüllt und in der Millionenmetropole New York für die schlechteste Luftqualität seit Jahrzehnten gesorgt.

Der Rauch zahlreicher schwerer Waldbrände in Kanada hat Teile der US-Ostküste eingehüllt und in der Millionenmetropole New York für die schlechteste Luftqualität seit Jahrzehnten gesorgt.

Fast apokalyptisch wirken die Bilder aus der amerikanischen Metropole: New York in gelben Rauch gehüllt, die Menschen laufen mit FFP2-Masken durch die Straßen. Ein verbrannter Geruch liegt in der Luft, der das Atmen erschwert.

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Waldbrände in Kanada haben Teile der US-Ostküste innerhalb weniger Stunden in einen dichten, nebligen Schleier gelegt. Zeitweise war der Himmel der Stadt orange gefärbt. Die George Washington Bridge, die New Jersey und New York verbindet, verschwand im dichten Nebel. Die Millionenmetropole erlebt seitdem die schlechteste Luftqualität seit Jahrzehnten. Aber wie sieht das eigentlich in Deutschland aus? Könnte auch Berlin im Rauch versinken? In der Nähe der Hauptstadt kämpfen Feuerwehrleute seit Tagen gegen verheerende Waldbrände.

„Die Trockenheit in der Gegend ist ein großes Problem“, sagt Janina Lersch vom Wetterkontor dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). In Brandenburg und Berlin gelte heute und morgen in vielen Regionen die höchste Waldbrandgefahr. Aktuell sollte der Waldbrand in Jüterborg, südlich von Berlin, aber vorerst keine Auswirkungen auf die Hauptstadt haben. Denn der Wind komme heute und morgen aus nordöstlicher Richtung. Generell gelte aber: „Wenn ein Brand in der Nähe einer Stadt ausgebrochen ist und der Wind aus einer ungünstigen Richtung weht, können Rauch und Rußpartikel in die Stadt gelangen“, sagt Lersch.

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Die Gefahr für Deutschland gibt es also trotzdem. Zwar seien die Dimensionen des Waldbrandes in Kanada, der den Rauch über New York gebracht hat, ein anderes Kaliber als in Deutschland, aber ausgeschlossen sei das nicht. Für Nordamerika sei es wettertechnisch nichts Ungewöhnliches, die Waldbrand-Saison begann nur sehr früh und der Rauch traf mit New York dieses Mal eine Metropole. Wenn es einen ähnlich ausgedehnten Brand geben würde und eine Stadt wie Berlin in einer ähnlichen Entfernung liegen würde, könne es bei entsprechender Windrichtung solche Bilder auch von der Hauptstadt geben. „Irgendwo muss der Rauch eines Waldbrandes ja hinziehen“, sagt Lersch. Ursache für das ungewöhnliche Phänomen sei vor allem fehlender Wind und Niederschlag – ein Problem, mit dem auch Deutschland seit Jahren wegen der Klimakrise zu kämpfen hat.

Klimawandel erhöht Waldbrandgefahr

Schuld an dem Wetterphänomen in New York ist dieser ungünstige Umstand: Der Wind habe so geweht, dass sich der Rauch des Waldbrandes in Kanada bis nach New York und an die Ostküste bewegen konnte, und seit Längerem habe es nicht geregnet. Je nach Wetterlage und Windstärke bewege sich die Rauchwolke unter Umständen nur langsam, steigt wenig auf. Bei andauernden Bränden halte die Zufuhr an. So kann sich die verrauchte Luft Sicht und Luftqualität einschränken. „Es findet kaum Durchmischung statt, sodass sich die Rauchwolken so lange über der Stadt halten können“, erklärt Lersch. Wenn der Wind sich dreht oder Regen fällt, könnte das Phänomen innerhalb von kurzer Zeit beendet sein. Die Gouverneurin des Bundesstaats New York, Kathy Hochul, sprach zuletzt von einer „Notfallkrise“ und kündigte an, eine Million Mund-Nasen-Masken verteilen zu wollen. Der Extremzustand könne noch mehrere Tage anhalten. „Die Menschen müssen sich auf einen langen Zeitraum vorbereiten.“

Auch in Deutschland müsse man sich auf solche Wetterphänomene einstellen, sagt Lersch. Die Waldbrandgefahr ist im Zuge der Klimakrise stark gestiegen. Es gibt längere Trockenphasen, die die Wald- und Grasbrandgefahr erhöhen. „Man sollte in den kommenden Jahren damit rechnen, dass Waldbrände und unter Umständen auch das Phänomen einer verrauchten Stadt häufiger auftritt“, erklärt die Wetterexpertin. Wann und wo genau dieses Phänomen aber auftreten könnte, ob in Berlin oder einer kleineren Stadt, lässt sich aktuell noch nicht vorhersagen.

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